Seit Herbst 2021 ist die Milchproduktion der wichtigsten Anbieter auf dem Weltmilchmarkt im
Vorjahresvergleich rückläufig. Seit Dezember liegen die Anlieferungen der großen Exporteure mit Schwankungen bei rund -1,5
%. Als Ursachen werden die hohen Produktionskosten und eine witterungsbedingt teilweise ungenügende Grundfutterversorgung gesehen.
Für die zweite Jahreshälfte gelten ähnliche Rahmenbedingungen, entsprechend hat das USDA seine Produktionsschätzung
weiter nach unten korrigiert.
In der EU lagen die Anlieferungen im Mai bei -1,6 %, in Deutschland waren es -1,8 %. In den letzten Wochen hat sich der deutsche
Rückstand verringert, in KW 28 wurde mit saisonal abnehmender Anlieferung die Vorjahreswoche sogar um 0,3 % überschritten. Damit
gaben zuletzt auch die Rohstoffpreise wieder etwas nach. Spotmilch kostete in KW 28 nun 56,9 ct/kg (-0,7 ct/kg gg. der VW).
Die privaten Einkäufe von Konsummilch als preissensibles Produkt gingen im 1. HJ 2022 um 7,7 % zurück. Biotrinkmilch wurde noch
1,2 % mehr gekauft, Konventionelle lag bei -9,1 %. Bei Butter sind die Konsumenten preissensibler, hier verlor Bio -10,1 % gegenüber
-8,9 % bei Konventionell. Pflanzliche Trinkmilchalternativen wuchsen wohl auch wegen der hohen Preise nur noch um 2,2 %, während sie
im 1. HJ 2021 noch um 35,5 % zulegten.
Der sich aus den Butter- und MMP-Preisen ergebende Kieler Rohstoffwert lag im Juni bei 65,8 ct/kg (-1,7 ct/kg gg. April). Aus den
Kontraktkursen an der EEX in Leipzig für Butter und MMP leitet sich ein Börsenmilchwert von derzeit 64 ct/kg bis Jahresende 59
ct/kg ab.
Die Erzeugerpreise im Süden konnten der stark angestiegenen Milchverwertung zunächst nur verzögert folgen. Im Juni haben die
baden-württembergischen Molkereien aber mit geschätzt 50,1 ct/kg inzwischen die Marke von 50 ct/kg überschritten, wobei die
Spanne zwischen den Molkereien mit 6,2 ct/kg weiter hoch ist. In Schleswig-Holstein wurden im Juni geschätzt 55,9 ct/kg
ausbezahlt.
Mit dem Überschreiten der Preisspitzen bei den Milchprodukten zeichnet sich auch eine Verlangsamung des Anstiegs der Erzeugerpreise
ab. Dennoch ist abzusehen, dass auch im Süden die 55 ct/kg erreichbar sein dürften.
Die Biomilch-Produktion in Deutschland weist auch für das zweite Quartal 2022 ein verhaltenes Wachstum auf, wobei das Mengenplus im
Mai gegenüber dem Vorjahr gut 3 % betrug. Die Auszahlungspreise für Biomilch ziehen weiter an, wenn auch nicht im gleichen
Maße wie die konventionellen Preise. Im Juni lag der Auszahlungspreis für Biomilch im bundesweiten Mittel nach Zahlen von Bioland
bei 56,3 ct/kg Milch, in Baden-Württemberg lag er bei 55,3 Cent. Im Norden und Osten lagen die Auszahlungspreise mit knapp 62 ct/kg
bzw. 59 ct/kg Milch deutlich darüber. Auch die Verbraucherpreise für Bio-Milchprodukte sind im Juni und Juli weiter gestiegen,
bei einer gleichzeitig ruhigen, leicht rückläufigen Nachfrage. Einzig H-Milch konnte im letzten halben Jahr ein Plus
gegenüber dem Vorjahr erzielen. Für die weiteren Monate wird wieder mit einer steigenden Nachfrage sowie mit steigenden Preisen
sowohl auf der Verbraucher- als auch auf der Erzeugerseite gerechnet.