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Forschungsreport
Die Kooperation in forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen - eine Untersuchung am Beispiel der Forstbetriebsgemeinschaften in Baden-Württemberg .

Förderkennzeichen: MLR 0105E
Prof. Dr. K.-R. Volz
Institut für Forstpolitik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
April 1998 bis Oktober 2000

Kurzfassung:
Problemstellung:

Die derzeitige Situation und Entwicklung der Forstbetriebsgemeinschaften in Baden-Württemberg ist von verschiedenen Faktoren beeinflußt. Zum einen sind dies Faktoren, die im Umfeld der Forstbetriebsgemeinschaften wirken und auf die nicht oder nur in sehr geringem Umfang seitens der Organisationen Einfluß genommen werden kann. So führen Konzentrationsprozesse in der Säge- und Holzindustrie zu veränderten Machtpositionen am Holzmarkt, die den Absatz kleinerer Holzmengen sowohl für Kleinwaldbesitzer als auch für FBGen erschweren. Darüber hinaus führen Veränderungen der logistischen Anforderungen der holzwirtschaftlichen Großunternehmen zu einer Überforderung selbst gut organisierter Zusammenschlüsse. Damit einher geht auch die Notwendigkeit zum Einsatz neuer Technologien für die Holzernte und die Abwicklung des Holzverkaufs, die mit teilweise zu hohen Kosten für die FBGen verbunden sind.

Zum anderen sind auch innerhalb der FBGen verschiedene Entwicklungen und bestehende Probleme sichtbar. Neben den ohnehin bekannten Probleme des Kleinprivatwaldes, zu nennen sind hier beispielhaft die Flächengrößen und der Zersplitterungsgrad, ist eine Abnahme des forstlichen Fachwissens und das Fehlen von forsttechnischer Ausstattung bei den FBG-Mitgliedern zu beobachten. Immer weniger Privatwaldbesitzer haben einen land- bzw. forstwirtschaftlichen Hintergrund. Ebenfalls zeigt sich eine Änderung der Ansprüche, die dieser Personenkreis an sein Waldeigentum stellt; neue Ziele der Eigentümer, z.B. im Bereich der Freizeitgestaltung oder auch des Naturschutzes nehmen zu Lasten der klassischen forstwirtschaftlichen Zielsetzungen zu.

Ziel:

Auf der Grundlage des situativen Ansatzes der Organisationstheorien sollten die von den Forstbetriebsgemeinschaften im Hinblick auf eine organisatorische Weiterentwicklung veränderbaren Organisationselemente identifiziert werden. Durch eine Analyse des Ist-Zustandes dieser Elemente und der

Prüfung von Faktoren, durch die dieser Zustand beeinflußt werden kann, sollten Vorschläge für die Art der zielorientierten Modifikation der Elemente getroffen werden.

Untersuchungsmethoden:

Die Identifikation veränderbarer Organisationselemente sowie die Analyse dieser Elemente basierte auf Methoden der qualitativen und der quantitativen Sozialforschung. Ausgewählte FBG-Satzungen wurden mit inhaltsanalytischen Methoden untersucht. Auf der Grundlage der Ergebnisse der Inhaltsanalyse wurden die innerhalb der Organisationen ablaufenden Prozesse durch narrative Interviews mit Geschäftsführern ausgewählter Zusammenschlüsse einer vertieften Untersuchung unterzogen. Die erhaltenen Erkenntnisse legten eine Fokussierung auf das Kooperationsverhalten der Mitglieder und dessen Abhängigkeit von situativen Bedingungen nahe. Hierzu wurde ein standardisierter Fragebogen für die Befragung von zufällig ausgewählten FBG-Mitgliedern in Baden-Württemberg entworfen. Die Auswertung des an rund 900 Mitgliedern verschickten Bogens erfolgte mit Methoden der deskriptiven Satistik sowie der Cluster-Analyse. Insgesamt konnten 300 Fragebogen ausgewertet werden.

Ergebnis:

Es konnte gezeigt werden, daß eine organisatorische Weiterentwicklung der Forstbetriebsgemeinschaften in Baden-Württemberg von der Intensität der Kooperation in den Zusammenschlüssen abhängig ist. Es wurde daher geprüft, welche Faktoren das Kooperationsverhalten der FBG-Mitglieder beeinflussen. Die Cluster-Analyse zeigte, daß drei Gruppen von FBG-Mitgliedern unterschiedlicher Kooperationsbereitschaft existieren. Die Gruppen unterscheiden sich signifikant in der Bewertung von FBG-Leistungen sowie in ihrem beruflichen Hintergrund. Als wichtigster Faktor zur Beeinflußung der Kooperation der FBG-Mitglieder konnte die Kommunikation innerhalb der Zusammenschlüsse identifiziert werden. Die FBG-Mitglieder kooperierten dann am stärksten, wenn die von den Zusammenschlüssen angebotenen Leistungen dem Bedarf entsprechen und gleichzeitig eine intensive Kommunikation zwischen den Geschäftsführern und den Mitgliedern über die angebotenen Leistungen stattfindet.

Konsequenzen für die Praxis:

Den wichtigsten Beitrag zur Erhöhung der Zusammenarbeit und damit zur Weiterentwicklung der FBGen liefert die Optimierung der organisationsinternen Kommunikation. Eine besondere Rolle kommt dabei persönlichen Gesprächen zwischen der FBG-Führung und den Mitgliedern zu. Notwendig scheint auch der Aufbau einer formalisierten, stetigen Kommunikation zur Information der Mitglieder. Überdies muß parallel dazu eine Anpassung des Leistungsangebots der Zusammenschlüsse -gerade für Mitglieder mit geringen oder fehlenden forstlichen Kenntnissen bzw. ohne landwirtschaftlichen Hintergrund - Anreize für eine nachhaltige Kooperation schaffen. Es wird vorgeschlagen, die Ergebnisse dieser Untersuchung in einem Folgeprojekt zu implementieren und den Aufbau neuer FBG-Leistungen wissenschaftlich zu begleiten.


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