Agrarforschung
Die standörtlichen Grenzen der Buche - das Beispiel Virngrund
Dr. Eberhardt Aldinger, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt; Freiburg, Botanik und Standortkunde
Problemstellung
Nach pollenanalytischen Untersuchungen von HAUFF (1956; 1960; 1961) lag der Buchenanteil am Pollenspektrum des Naturwalds des Virngrunds bei etwa 20 %. Der heutige Flächenanteil der Buche an der Gesamtwaldfläche der öffentlichen Waldungen beträgt dagegen nur noch knapp 12 % (MLR, 1994). Die langfristigen Waldbauplanungen der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg sehen im Virngrund eine Anhebung des Buchenanteils auf über 20 % vor (HASENMAIER, 1987). Frühere Beobachtungen ergaben, daß die Standortsbedingungen des Virngrunds für eine Verjüngung der Buche ungeeignet seien, da das häufige Auftreten von Spätfrösten in Verbindung mit dem zahlreichen Vorkommen versauerter oder vernässender Standorte die Konkurrenzkraft der Buche doch erheblich einschränkt.
Ziel
In Anbetracht dieser Tatsache wurde an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, Abteilung Botanik und Standortskunde eine Untersuchung der Buchenaltbeständen im Virngrund mit folgender Zielsetzung durchgeführt:
- Erfassung der im Virngrund noch vorhandenen Buchenaltbestände und Kartierung der Standortsbedingungen, unter denen sich diese erhalten haben.
- Erfassung der Naturverjüngung dieser Bestände
- Klärung der Frage, auf welchen Standortseinheiten die Buchenverjüngung erfolgreich ist
- Formulierung waldbaulicher Empfehlungen hin-sichtlicher der Standortseignung der Buche
Standortliche Gegebenheiten
Der Einzelwuchsbezirk 4/25 Virngrund liegt im Wuchsgebiet Neckarland und erstreckt sich beiderseits der oberen Jagst zwischen Crailsheim und Ellwangen. Die Meereshöhe des Untersuchungsgebiets schwankt zwischen 370 und 585 m. Der größte Teil des Virngrunds wird von den geologischen Schichten des Keupers aufgebaut, die nur vereinzelt von inselförmigen Vorposten der Liasplatte überragt werden. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 7,6 °C, der mittlere Jahresniederschlag 838 mm. Als Regionalwald des Virngrunds wurde ein subboreal-submontaner Tannen-Buchen-Fichten-Wald mit Kiefer ausgeschieden (FVA, 1997).
Im gesamten Virngrund fanden sich 65 Bestände mit einem Alter über 70 Jahre und einem Buchenmischungsanteil von mindestens 40 %. Die reduzierte Buchenfläche dieser Bestände betrug insgesamt 99,1 ha, was einen Buchenaltholzanteil an der Gesamtwaldfläche der öffentlichen Virngrundwald-ungen von unter 1 % ergibt.
Die Buchenaltbestände waren häufig unter 1 ha groß und inselartig in den Fichtenreinbeständen verstreut. Die Altersklassenverteilung der Buchenbestände wies einen deutlichen Überhang in den jüngeren Altersklassen auf. Mit zunehmendem Alter nahm die Buchenfläche jedoch stark ab.
Hinsichtlich der örtlichen Lage der Buchenaltbestände stellte man zunächst fest, daß über zwei Drittel der Fläche auf mäßig geneigten bis steilen Lagen stockten. Auffällig war das Fehlen jeglicher Buchenaltbestandsreste auf ostexponierten Hanglagen.
Knapp über die Hälfte der Untersuchungsflächen befanden sich auf Standorten mit überwiegend sandiger Bodenart, ein Viertel stockte auf Standorten mit überwiegend lehmiger, ein weiteres Viertel auf Standorten mit vornehmlich toniger Bodenart.
Der Wasserhaushalt der meisten Probeflächen wurde als mäßig frisch eingestuft. Eine Oberbodenversauerung wurde nur in Ausnahmefällen registriert. Ein Großteil der Probeflächen wies eine Mineralbodenhumusform und hier v.a. F-Mull auf.
Ergebnisse
Die Anzahl natürlich verjüngter Pflanzen/ha schwankte je nach Probefläche stark. Die Verjüngung setzte sich zu 75,6 % aus Laubbäumen, zu 24 % aus Nadelbäumen und zu 0,4 % aus Strauchgehölzen zusammen.
Dominierende Baumart der Naturverjüngung war auf fast allen Standortseinheiten die Buche. Nur auf tonigen Flachlagen und versauerten Sanden lag die Verjüngungszahl der Fichte über der der Buche. Auf den tonigen Rutschhängen dominierte die Naturverjüngung der Edellaubhölzer Bergahorn und Esche vor der der Buche.
Das Verbißprozent lag bei den Pionierbaumarten am höchsten. Von den Klimaxbaumarten wurde die Tanne am stärksten verbissen. Der Verbiß an der Buche lag bei knapp 20 %.
Der außergewöhnlich geringe Buchenaltholzanteil im Virngrund ist vornehmlich auf den Einfluß des Menschen zurückzuführen. Harznutzung, Waldweide, Gras- und Streunutzung, waldbauliche Fehleinschätzung und nicht zuletzt der geringe Stellenwert der Buche als Nutzholz führten über Jahrhunderte zu einem starken Rückgang der Buche. Nur auf den nicht spätfrostgefährdeten, gut wasser- und nährstoffversorgten Standorten, auf denen die natürliche Verjüngung der Buche problemlos ablief, hat sich die Buche gehalten.
Die Buchennaturverjüngung der Altbestände kann insgesamt als gut beurteilt werden. Selbst auf Standorten, die der Buche aus ökologischen Gründen weniger zusagen, wie dichtgelagerte Tonböden und versauerte Sande, verjüngt sie sich, wenn auch deutlich schlechter als die Fichte.
Konsequenzen für die Praxis
Aus standörtlicher Sicht kann der Anbau der Buche auf allen nicht vernässenden Sanden, Sandkerfen, Lehmen und Lehmkerfen empfohlen werden. Hier sollte die Buche v.a. auf Hanglagen gefördert werden. Auf nicht vernässenden Tonen könnte die Buche als Nebenbaumart wichtige ökologische Funktionen erfüllen. Eine natürliche Verjüngung der Buche ist der künstlichen Einbringung, sofern möglich, vorzuziehen. Hier wäre ein Herauspflegen und Nutzen einzelner, in ansonsten reinen Fichtenbeständen stockender Altbuchen als Samenbäume anzuraten. Beim Buchenvorbau ist auf die Verwendung autochtoner Buchenwildlinge zu achten. Sinnvoll wäre hier eine Beerntung der Altbuchen und eine Anzucht von Buchensetzlingen im Pflanzgarten.
Literatur
Siehe Abschlußbericht
Fördernde Institution |
Förderkennzeichen |