Navigation überspringen

Agrarforschung
Einfluß der ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) auf Milchleistung und Milchharnstoffgehalt

Dr. Thomas Jilg, Aulendorf; Dr. Herbert Steingaß, Hohenheim und Gerd Diebold, Hohenheim
November 1997 bis November 1998

Problemstellung

Die Versorgung des Wiederkäuers mit nutzbarem Rohprotein erfolgt erstens über Mikrobenprotein und zweitens über pansenbeständiges Futterprotein (undegraded protein, UDP). Ein brauchbares Proteinbewertungssystem muß deswegen folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Der Anteil des pansenbeständigen Proteins muß bekannt sein und die mikrobielle Eiweißbildung muß zutreffend geschätzt werden können.
  • Die Eiweißversorgung für hohe Milcheiweißmengen muß möglich sein.
  • Die Stoffwechselbelastung der Leber sollte gering sein.
  • Die Umweltbelastung aus den Exkrementen, ins-besondere mit Ammonium-N aus dem Harn sollte gering sein.

Mit dem nXP/RNB-System (nutzbares Rohprotein, ruminale N-Bilanz) wurde in Deutschland ein brauchbares System eingeführt, um die Proteinversorgung zu kalkulieren. Im Herbst 1997 wurden anzustrebende RNB-Werte von 0 bis 50 g/Tag empfohlen. Mit den Auswertungen zweier Versuche sollte genauer abgeklärt werden, auf welchem Niveau die ruminale N-Bilanz eingestellt werden soll und ob ein Zusammenhang zum Milchharnstoffgehalt (Autoanalysermethode) vorhanden ist.

Ergebnisse

Ergebnisse Aulendorf

Beim Vergleich der Gruppen gleichen Versorgungsniveaus (Tabelle 1) gab es bei niedriger RNB-Bilanz signifikant höhere Fettgehalte und Eiweißgehalte sowie signifikant niedrigere Milchharn-stoffgehalte. In der Milchmenge gab es dagegen keine signifikanten Unterschiede.

Die N-Ausscheidungen steigen bei hoher ruminaler N-Bilanz um 13,5 kg N in 300 Laktationstagen.

Aus den Harnstoffgehalten in der Milch ist abzuleiten, daß nicht nur die ruminale N-Bilanz, sondern auch das Leistungsniveau signifikante Einflüsse auf den Milchharnstoffgehalt haben. Eine Steigerung um 12 kg Milch erhöht den Milchharnstoffgehalt bei einer RNB von 7 bis 12 um 3 bis 4 mg/100 ml Milch, bei einer RNB von 45 bis 61 um 7 bis 8 mg/100 ml Milch.

Ergebnisse Maiereihof Hohenheim

In dem Hohenheimer Versuch wurde an Schwarzbunte Kühe 55g (A), 70g (B) und 85 g (C) Rohprotein pro kg Milch verfüttert (Tabelle 2).

Die Ergebnisse zeigen, daß selbst bei RNB-Werten von -47 noch keine nachteilige Wirkung auf die Milchleistung zu sehen war, der Eiweißgehalt stieg sogar noch signifikant von 3,38 auf 3,42 % an. Es war bei einer RNB von -47 g noch genügend ruminal verfügbarer Stickstoff (RVN) vorhanden. Bei der Berechnung des ruminal verfügbaren Stickstoffs wurde berücksichtigt, daß 20 % des für die Mikrobenproteinsynthese benötigten Stickstoffs aus dem ruminohepatischen Kreislauf stammen. Erst wenn die Versorgung auf 55 g XP/Liter Milch (C) reduziert wurde, war der ruminal verfügbare Stickstoff der begrenzende Faktor. In dieser Gruppe war eine signifikant niedrigere Leistung die Folge. Der Milchharnstoffgehalt ging von 21,6 (A) über 14,9 (B) auf 10,0 (C) zurück. Wenn die Bilanz an ruminal verfügbarem Stickstoff (RVN) 0 beträgt, liegt der mittlere Milchharnstoffgehalt bei 13 mg/100 ml Milch.

Zusammenfassung

Die Ergebnisse beider Versuche lassen sich zusammenfassend in Abbildung 1 darstellen. Eine ruminale Stickstoffbilanz von 0 entspricht einemMilchharnstoffwert von 21 mg/100 ml. Wenn sich die RNB um 10 g verändert, steigt oder fällt der Milchharnstoffgehalt um 1,35 mg/100 ml.

Es konnten sowohl beim Hohenheimer als auch beim Aulendorfer Versuch keine signifikanten Zusammenhänge zwischen verfügbarem nXP / Liter Milch und der Milchmenge ermittelt werden.

 

Tabelle 1: Versuchsergebnisse Aulendorf

Gruppe

RNB hoch

RNB niedrig

Futteraufnahme, kg TS/Tag

17,7

17,6

Milchleistung

 

 

Milchmenge, kg FECM

23,0

23,2

Milchfett, %

4,33 a

4,51 b

Milcheiweiß, %

3,59 a

3,67 b

Harnstoff, mg/100 ml

29,1 a

21,3 b

Proteinversorgung

 

 

XP-Bilanz, g/Tag

504 a

103 b

nXP-Bilanz, g/Tag

219 a

107 b

RNB-Bilanz, g/Tag

55 a

10 b

 

+ 13,5 kg N in 300 Laktationstagen

 

Tabelle 2: Ergebnisse des Hohenheimer Versuchs (Meiereihof)

Gruppe

A (85 g XP)

B (70 g XP)

C (55 g XP)

Futteraufnahme, kg TS/Tag

18,5 a

18,7 a

17,2 b

Milchleistung

 

 

 

Milchmenge, kg FECM

21,4 a

22,8 a

20,7 b

Milchfett, %

4,13

4,17

4,15

Milcheiweiß, %

3,38 a

3,42 a

3,11 b

Harnstoff, mg/100 ml

21,6 a

14,9 b

10,0 c

Proteinversorgung

 

 

 

XP-Bilanz, g/Tag

287 a

-99 b

-381 c

nXP-Bilanz, g/d

475 a

296 b

155 c

RNB-Bilanz, g/Tag

-14 a

-47 b

-73 c

RVN-Bilanz, g/Tag

47 a

15 b

-16 c

NEL-Bilanz, MJ /Tag

6,8

4,9

2,7

p<0,05

 

 

 

 

 

Abbildung 1: Milchharnstoffgehalte in Abhängigkeit zur ruminalen N-Bilanz (Versuch Aulendorf + Versuch Meiereihof)

Konsequenzen für die Praxis

Um eine kontinuierliche Mikrobenproteinsynthese zu gewährleisten, sollten folgende Eckwerte berücksichtigt werden (Tabelle 3): Bei Kühen mit sehr hohen Leistungen und der entsprechenden Proteinaufnahme ist bei RNB=50 mit Harnstoffgehalten bis 35 mg/100 ml Milch zu rechnen. Um die Stoffwechselbelastungen in Grenzen zu halten, sollte bei Hochleistungskühen die RNB auf jeden Fall eher Richtung 0 gehen.

Tabelle 3: Eckwerte der Rationsgestaltung

Minimalwert

Maximalwert

anzustreben

nXP

86 g/Liter Milch

bei 3,4 % Milcheiweiß 86g/Liter

± 2,5 g je 0,1 % Abweichung

RNB

-50 g/Tag

+50 g/Tag

0 g/Tag

Milchharnstoff

(Autoanalyser)

15 mg/100 ml

25 mg/100 ml

20 mg/100 ml

Literaturhinweis
Versuchsbericht 1/1999, landinfo 2/1999

Fördernde Institution
MLR/LVVG/HOHENHEIM

Förderkennzeichen
LVVG


MLR   |   Agrarforschung   

 

Informationen  zum Datenschutz und zum Einsatz von Cookies auf dieser  Seite finden Sie in unserer Datenschutzerklärung