Agrarforschung
Scharka-Toleranzprüfung im Pflaumen- und Zwetschenanbau
ALLB Freiburg, Herr Würth und Herr Litterst
1996 bis 1999
Problemstellung
Der Pflaumen- und Zwetschenanbau hat in der
Oberrheinregion traditionsgemäß eine große Bedeutung. Von den Pflanzenkrankheiten bereitet die Scharkavirose (Plum Pox Virus = PPV) seit Jahrzehnten große Probleme. Ein hoher wirtschaftlicher Schaden wird vor allem durch den vorzeitigen Fruchtfall und Scharkasymptome an der Frucht verursacht. Früchte mit deutlichen Befallssymptomen eignen sich weder für die Vermarktung noch für die Verwertung.
Der Anbau traditionsreicher aber anfälliger Sorten wie z.B. "Hauszwetsche" oder "Fellenberger" ist seit Ende der 70er Jahre in Regionen mit hohem Befallsdruck wie beispielsweise Kaiserstuhl, Tuniberg und Markgräflerland durch ein zu hohes wirtschaftliches Risiko nicht mehr tragbar und kann deshalb dort nicht mehr empfohlen werden. Eine direkte Bekämpfung der Scharkavirose ist nicht möglich.
Der Versuch dient der Prüfung von aktuellen Sorten auf Scharkafruchttoleranz. Ebenso werden Fruchtqualität, Ertrag und andere anbaurelevante Faktoren untersucht.
Ziel
- Prüfung der Scharkaanfälligkeit des Sortenspektrums und den Einfluss auf den Marktwert.
- Bekämpfungsmöglichkeiten (Vektorbekämpfung).
Dieser Punkt wurde an den Standorten aus folgenden Gründen nicht bearbeitet:
Breisach
Da diese Fläche bereits 1991 bepflanzt wurde, war zu Beginn des ITADA-Projektes der Befall bereits sehr hoch. Außerdem war keine unbehandelte Kontrollparzelle vorhanden.
Obernai
Das Elsaß ist noch weitgehend scharkafrei. Das Risiko einer eventuellen Verbreitung importierter Scharka konnte nicht verantwortet werden. Deshalb wurde keine unbehandelte Kontrollparzelle eingerichtet.
Methode
An zwei Versuchsstandorten in Breisach/Fläche Flubacher (D) und Obernai/Versuchsstation Verexal (F) wurden 112 Sorten, die gemeinsam stehen, sowie 35 Sorten am Standort Breisach untersucht auf Scharka (Visuelle und serologische Testung (Blatt- und Fruchtbonitur; ELISA-Test)), auf weitere Krankheiten wie Monilia-Spitzendürre, Monilia-Fruchtfäule, Zwetschenrost und Schrotschußkrankheit, auf Schädlinge: Spinnmilben, Blattläuse sowie durchschnittliches Fruchtgewicht, Gesamtertrag-/Baum, Produktivitätsindex.
Die Kultur- und Pflanzenschutzarbeiten werden nach guter fachlicher Praxis am Standort Breisach vom Bewirtschafter, am Standort Obernai vom Personal der Versuchsstation durchgeführt.
Ergebnis und Schlussfolgerung
Elsaß
Die Scharkaüberwachung der Anlage in Obernai wird konsequent weitergeführt.
Die Ertragssicherheit der Sorten sowie ihre Anpassung an ein mechanisches Ernteverfahren muss weiter geprüft werden.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit war und bleibt extrem interessant. Sie hat den Teilnehmern neue Informationsquellen eröffnet, was für die Erzeuger von hohem Wert ist.
Baden-Württemberg
Aus der großen Anzahl von Kreuzungen am Standort Breisach ist nur die Kreuzung President x Auerbacher 4 in die Praxisempfehlung aufgenommen worden. Diese Kreuzung mit dem Sortennamen Hanita zählt mittlerweile als Hauptsorte mit guter innerer und äußerer Qualität. An trockenen Standorten ist die Qualität jedoch nicht immer befriedigend.
Neue Kreuzungen müssen weiterhin auf Scharkatoleranz bzw. -resistenz geprüft werden.
Das alte und neue Sortiment ist durchgeprüft. Die Erfahrungen werden in die Empfehlungen für die Obstbaupraxis aufgenommen.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit war sehr fruchtbar. Neben den Projektthemen wurden weitere obstbaulich relevante Themen ständig mitbearbeitet. Der Informationsaustausch war sehr rege. Es wurden jährlich zwei bis drei Treffen an den verschiedenen Versuchsstandorten Obernai/Elsaß, Frick/-Schweiz und Freiburg bzw. Breisach/Baden-Württemberg durchgeführt. Hierbei wurden gemeinsame Boniturrichtlinien erarbeitet. Ebenso wurden neue Erfahrungen ausgetauscht. Probleme und Erfahrungen im gesamten Bereich des Obstbaues wurden diskutiert. Eine Weiterführung dieser fruchtbaren Zusammenarbeit ist vorgesehen.
Konsequenzen für die Praxis
Für das Elsaß gilt, dass sich die Erzeuger von der Qualität einiger neuer Zwetschensorten haben überzeugen können und diese anpflanzen sowie die Akzeptanz bei den Kunden für neue Sorten festgestellt wurde, obwohl die Hauszwetsche trotzdem weiter bevorzugt wird.
Für Baden-Württemberg ist festzustellen, dass sich die Anfälligkeiten bezüglich Fruchttoleranz gegen Scharka beim "alten" Sortiment bestätigt haben. Das "neue" Sortiment kann bezüglich Fruchttoleranz gegen Scharka in drei Gruppen eingeteilt werden.
Unter Berücksichtigung der Scharka-Frucht-toleranz, des Ertragsverhaltens sowie der inneren Qualität der Sorten können bestimmte Sorten für Befallsgebiete mit Scharka empfohlen werden.
Literatur
Abschlußbericht 1999
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