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Agrarforschung
Schmetterlinge als Indikatoren für die Funktion von Schutzgebieten Erfolgskontrollen am Beispiel Kaiserstuhl

A. Schanowski und A. Hofmann, Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz Bühl
1998 – 1999

Problemstellung

Eine bedeutende Aufgabe der Naturschutzgebiete ist die Erhaltung der Artenvielfalt. Verschiedentlich wird die Effizienz von Schutzgebieten als Instrument des Artenschutzes in Zweifel gezogen.

Ziel

Ziel war es, durch beispielhafte Untersuchungen in bestehenden und gepflegten Naturschutzgebieten, der Frage nachzugehen, inwieweit die Zweifel an deren Erfolg hinsichtlich des Artenschutzes zutreffen. Dazu sollte eine Bilanz des Arteninventars vor der Unterschutzstellung mit dem aktuellen gezogen werden. Zusätzlich sollte der Artenbestand von nicht geschützten Flächen mit dem von Naturschutzgebieten verglichen werden. Aus den Ergebnissen sollte eine Einschätzung des Erfolges der Ausweisung von Schutzgebieten und deren Pflege gegeben und eventuell notwendige Modifikationen abgeleitet werden.

Untersuchungsmethode

Voraussetzung für die angestrebte Erfolgskontrolle ist das Vorhandensein von Vergleichsdaten aus einem Zeitraum vor der Unterschutzstellung. Ferner sollten in diesen Gebieten bereits seit einiger Zeit Pflegemaßnahmen durchgeführt werden. Diese Prämissen sind in den Naturschutzgebieten des zentralen Kaiserstuhls erfüllt.

Zunächst wurde eine Gesamtartenliste für den Kaiserstuhl durch Literaturauswertung seit Beginn des Jahrhunderts erstellt.

In 7 ausgewählten Naturschutzgebieten, darunter nur eines mit Naßwiesen, sowie an 2 Großböschungen im Bereich der Rebumlegungen der 70er Jahre wurde 1998 durch systematische Transektbegeh-ungen im Zeitraum von Anfang Mai bis Ende August der Artenbestand erhoben. Fehlende Arten wurden 1999 gezielt in den bereits 1998 begangenen sowie zusätzlichen Gebieten mit potentiellen Vorkommen gesucht. Ergänzt wurde die so erarbeitete "aktuelle" Artenliste durch Befragung von Fachleuten zu Funden aus den 1990er Jahren.

Für die vorgesehene Artenbilanz mußten aus der Gesamtartenliste alle "relevanten Arten" herausgefiltert werden. Ausgeschieden wurden alle Arten, die wahrscheinlich auf Fehlbestimmungen zurück-gehen, oder an Habitate gebunden sind, die nicht in den Schutzgebieten repräsentiert sind, sowie solche Arten, die bereits vor 1970, also vor der Ausweisung der Schutzgebiete ausgestorben sind.

Ergebnis

In den gepflegten Schutzgebieten mit Trespenrasen und trockenen Glatthaferwiesen konnten bis heute mindestens 90 % der Arten erhalten werden.
An Feuchtgebiete gebundene Arten sind im Kaiserstuhl und seiner Umgebung durch Verluste ihrer Lebensräume fast vollständig verschwunden.
Auf den Großböschungen der Rebumlegungen sind nach mehr als zwanzig Jahren nur wenige der faunistisch wertvollen Spezies noch oder wieder vorhanden.
In Schutzgebieten weisen einige der stenotopen Arten kritische Bestandesgrößen auf. Der bisherige Erfolg der Unterschutzstellung und Pflege Frage gestellt. Für einige der betroffenen Arten ist eine Stützung durch spezifische Modifizierung der Pflegemaßnahmen notwendig.

Konsequenzen für die Praxis

Ausweisung von Schutzgebieten waren und sind ein wichtiges Instrument auch des Artenschutzes. Sie können bei ausreichender Größe bzw. im Verbund über längere Zeit die Erhaltung von Schmetterlingsarten und anderen Taxa leisten. Eine Voraussetzung dafür ist allerdings eine konsequente Pflege, die sich auch an den spezifischen Bedürfnissen der Fauna orientiert

Hier besteht ein Defizit, das durch eine gezielte Erfassung des Inventars von Indikatorgruppen und eine eventuell notwendige Modifizierung der oftmals zu einseitig an floristisch vegetations-kundlichen Kriterien orientierten Pflegepläne behoben werden könnte.

Literatur
Abschlußbericht 1999

Fördernde Institution
MLR

Förderkennzeichen
0119.E


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