Agrarforschung
Untersuchungen zur Ermittlung des Stickstoffbedarfs bei Beerenobstkulturen
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Weinsberg
D. Rupp und L. Tränkle
1994 - 1997
Problemstellung
Beim Stickstoffbedarf von Beerenobstkulturen bestehen sowohl hinsichtlich der Menge als auch über den Bedarfszeitraum noch Unklarheiten. Von Seiten der Praxis werden oftmals sehr hohe Stickstoffdüngergaben als nötig erachtet.
Neben den Zusammenhängen zwischen Stickstoffdüngung und Ertragsverlauf sind auch die Wirkungen für die äußere und innere Qualität der Früchte sowie Effekte für die Pflanzengesundheit wichtig. Von großer Wichtigkeit sind jedoch die Auswirkungen auf die Umwelt (Nitratauswaschung).
Ziel
Neben der Ermittlung des Stickstoffbedarfs zur Erreichung optimaler Ertrags- und Qualitätsleistungen bei Beerenobst wurden auch die mit der Stickstoffversorgung verknüpften Effekte von Reihenabdeckungen und Humusgaben beobachtet. Neue Erkenntnisse für die Gestaltung der Düngung sind jedoch nur dann hilfreich, wenn sie ohne größeren Aufwand in die Praxis umsetzbar sind. Daher war ein weiteres Ziel eine leicht umsetzbare Anleitung zur standortgerechten, kulturbezogenen Bemessung der Stickstoffdüngung.
Untersuchungsumfang
Gehölze können Stickstoff in ihrem Holzanteil speichern und bei Bedarf freisetzen. Auch die Auswirkungen auf die Ertragsbildung sind durch die vorjährige Knospendifferenzierung beeinflußt und somit ebenfalls nur im größeren Zeitmaßstab zu verstehen. Die Fruchtqualität hingegen kann andererseits durch den aktuellen Fruchtbehang geprägt werden. Schließlich ist zu bedenken, daß verholzende Dauerkulturen nach einer Jugendphase mit zunehmendem Ertrag oft erst nach einigen Jahren eine entsprechende nachhaltige Reaktion zeigen.
Daher wurden bei den Obstarten Rote Johannisbeere, Schwarze Johannisbeere, Himbeere und Erdbeere Versuchsanlagen gepflanzt und bei unterschiedlicher Stickstoffversorgung über vier Ertragsjahre (1994 - 1997) beobachtet. Erfaßt wurden neben vegetativen Merkmalen die Auswirkungen auf Ertrag, Fruchtqualität, Nährstoffstatus sowie Rest-Nmin-Werte im Boden. In Versuchen mit unterschiedlicher Pflanzstreifenabdeckung sowie dem Vergleich organischer Stickstoffdünger wurde zusätzlich die Stickstofflieferung aus organischem Material und bodenbürtigen Reserven untersucht. Ein weiterer Schwerpunkt war die Prüfung von einfachen Methoden zur Feststellung der Stickstoffversorgung (Nmin-Schnelltest, EUF-Analyse, Blattchlorophyllgehalt).
Bei sämtlichen Versuchsvarianten stützte sich die Datenerfassung auf vier Wiederholungen. Zur Auswertung wurden die Ergebnisse statistisch verrechnet.
Versuchsstandort war der Versuchsbetrieb Heuchlingen der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg.
Ergebnis
Einflüsse der Stickstoffdüngung zeigten sich bei vegetativen Merkmalen und Ertragsparametern vor allem in den Versuchsjahren 1996 und 1997 bei der Roten Johannisbeere. Bei Schwarzer Johannisbeere und Himbeere ließen sich Auswirkungen auf den Beerenertrag nicht eindeutig sichern.
Qualitative Parameter reagierten insgesamt uneinheitlich, doch zeigten sich in einzelnen Jahren düngebedingte Veränderungen von Beerengröße, Verrieselungsgrad, Zucker- und Vitamin-C-Gehalt
Abdeckungsmaterialien und organische Düngung können sehr viel zur N-Versorgung von Beerenbeständen beitragen. Neben der Stickstofffreisetzung aus dem zugeführten organischen Material ist vor allem die verstärkte bodenbürtige Mineralisation unter den Abdeckungen bedeutsam.
Für die Ausprägung von Stickstoffdüngeeffekten sind Pflanzmaterial, Schnitt und Bestandesführung sowie nicht zuletzt die Wasserversorgung mit entscheidend. Insbesondere bei der Erdbeerkultur auf mittelschweren Böden kann die durch die Bodenbearbeitung vor der Pflanzung ausgelöste Mineralisation die Effekte von Düngemaßnahmen überdecken.
Die EUF-Methode ist zur Ermittlung des Nährstoffversorgungsgrades von jüngeren Strauchbeerenbeständen nicht geeignet. Optische Schätz- oder Meßverfahren sind geeignet, die Vitalität eines Beerenobstbestandes zu bewerten. Ein Zusammenhang mit der Stickstoffversorgung ist jedoch nicht immer zwingend abzuleiten.
Konsequenzen für Praxis
In einer Bewertung lassen sich die für den Versuchsstandort ermittelten optimalen Stickstoffversorgungsstufen für Strauchbeeren zusammenfassen. Nach dem Austrieb sollte demnach bezogen auf eine Schicht von 0 - 60 cm im Boden des durchwurzelten Pflanzstreifen folgende mineralisierte Stickstoffmenge (= Soll- oder Bedarfswert) zur Verfügung stehen:
Himbeere: 100 kg/ha, Rote Johannisbeere: 140 kg/ha, Schwarze Johannisbeere: 90 kg/ha.
Bezogen auf die Anbaufläche ( inklusive ungedüngtem Fahrstreifen ) sind dies am Versuchsstandort Heuchlingen 50, 60 bzw. 40 kg N/ha Obstanbaufläche.
Bei Erdbeeren hat sich ein Frühjahrs-Sollwert von 60 kg N/ha (0 - 60 cm) erneut bestätigt.
Mit Hilfe eines Schätzrahmens läßt sich aus diesen Eckdaten unter Einbeziehung von Standorteigenschaften wie dem Humusgehalt und der Bewertung von Bodenpflegemaßnahmen sowie dem Zustand der Anlage der jeweilige Stickstoffbedarf fachgerecht ermitteln.
Literatur
Abschlußbericht Mai 1998
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