Agrarforschung
Wissenschaftliche Untersuchung zur tierschutzgerechten Kennzeichnung von Pferden
Tierhygienisches Institut Freiburg, Fachbereich Ethologie und Tierschutz
Dr. Ursula Pollmann
Februar 1997 bis Dezember 1998
Zusammenfassung
An insgesamt 50 Warmblutfohlen wird in einem Feldversuch die praktizierte Technik des Heißbrandes als Schenkelbrand von drei verschiedenen Brennmeistern untersucht. Dabei werden die Faktoren Temperatur, Andruckstärke und Andruckzeit des Brenneisens sowie Alter, Hautfaltendicke, Herzfrequenz und Verhalten der Fohlen erfaßt. Diese Faktoren werden sowohl untereinander als auch mit der Lesbarkeit des Brandzeichens, die nach Ablauf eines Jahres erfaßt wird, in Beziehung gesetzt. Ziel der Untersuchung ist es, den Brennvorgang hinsichtlich der auf die Fohlen einwirkenden Belastung als auch hinsichtlich des Brennergebnisses, d.h. der Lesbarkeit des Brandzeichens, mittels konkreter Empfehlungen zu optimieren.
Die Ergebnisse der Untersuchung lassen darauf schließen, daß das Alter der Fohlen und damit in gleichem Maße die Dicke der Haut sowohl hinsichtlich der Belastung durch den Brennvorgang als auch hinsichtlich des Brennergebnisses eine entscheidende Rolle spielen. Werden die Fohlen zu jung bzw. mit zu geringer Dicke der Haut gebrannt, reagieren sie stärker und länger auf die Kennzeichnung und weisen höhere Herzfrequenzwerte auf als ältere Tiere. Außerdem ist die Gefahr des zu starken Brennens bei jüngeren Fohlen höher als bei älteren. Daher wird ein Mindestalter von 80 Tagen bzw. eine Mindestdicke der Hautfalte von 4,1 mm für eine Heißbrandkennzeichnung empfohlen.
Die Faktoren Andruckstärke und Andruckzeit sind beide mit der Lesbarkeit der Brandzeichen positiv korreliert. Dabei hat sich die Andruckzeit als maßgeblichere Größe hinsichtlich der Ausprägung des Brandes herausgestellt, wobei dieser Faktor nicht allein vom Brennmeister, sondern wesentlich auch vom Fohlen mitbestimmt wird. Lesbare Brandzeichen werden mit 3,5 - 12 kg Andruckstärke und einer Andruckzeit von 0,55 - 0,81 Sekunden je nach dem Alter bzw. der Hautdicke der Fohlen erreicht.
Die Temperatur des Brenneisens hat sich in der erfaßten Größenordnung von im Mittel 657°C nicht als maßgebliche Bezugsgröße für die Ausprägung des Brandes herausgestellt, dennoch muß sie zusammen mit der Andruckstärke und der Andruckdauer als Einflußfaktor gesehen werden.
Es hat sich auch gezeigt, daß sich die Lesbarkeit der Brandzeichen mit zunehmender Größe des aufzubringenden Brandzeichens verschlechtert. Dies liegt einerseits daran, daß das Hauptgewicht des Brenneisens jenseits des Handgriffes liegt, andererseits an der mehr oder weniger konvexen Kontur der Brennfläche. Bei großen Brandzeichen solllte der Brand deshalb etwas höher als üblich angebracht werden.
Fördernde Institution: MLR, |
Förderkennzeichen: 26-95_36. |