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Aus den Landesanstalten
Meike Heusel
100 Jahre Fachschule Herrenberg
Das Jubiläum wird zum Schulprojekt
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums organisierten die Studierenden der aktuellen Klasse im Rah-
men eines Schulprojektes den feierlichen Festakt. Für eine kleine historische Ausstellung und die
Festschrift waren sie auf Spurensuche. Was hat die Anfangszeit der Schule geprägt? Wie hat sie sich
entwickelt und wo steht sie heute?
Bild 1: Die Studierenden der FSL 1922: Die Fachschule für Landwirtschaft Zerstörung durch Bombenangriff
Herrenberg freuen sich über das (FSL) in Herrenberg wird in einer Zeit ge-
gelungene Projekt anläßlich deren gründet, die von den Hungerjahren der Im Winterhalbjahr 1944/45 muss der Unter-
100jährigen Bestehens; Quelle:
Heusel, LRA Böblingen Kriegs- und Nachkriegszeit des Ersten Welt- richt kriegsbedingt ausfallen. Glücklicherwei-
krieges geprägt ist. Der gravierende Mangel se fordert der Bombenangriff im März 1945,
an landwirtschaftlichen Arbeitskräften, an dem das Gebäude der Landwirtschaftsschule
Mineraldünger und Zugtieren lässt 1917 die zum Opfer fällt, keine Toten. Erst Anfang
Getreideernte auf die Hälfte eines normalen November 1947 kann das notdürftig instand-
Ertrags sinken. Die Förderung der landwirt- gesetzte Schulgebäude wieder bezogen wer-
schaftlichen Produktion dient daher der Si- den. Zu Beginn findet der Unterricht in den
cherstellung der Ernährung der Bevölkerung. Volksschulfächern und der Produktionstech-
Die Zentralstelle für Landwirtschaft stimmt nik statt. Da die Schulleiter oft die einzigen
dem Antrag Herrenberger Landwirte zu und Diplomlandwirte sind, unterrichten sie vor-
beschließt die Errichtung einer landwirt- nehmlich in den Fächern Acker- und Pflan-
schaftlichen Winterschule. Am 13. November zenbau, Tierhaltung und Betriebslehre. Für
1922 öffnet diese für 52 Jungbauern ihre To- die anderen Fächer wie Deutsch, Rechnen,
re. Der Unterricht erfolgt nach dem „einklas- Geometrie, Zeichnen und Schönschreiben
sigen System“. Die Landwirtssöhne müssen werden Volksschullehrer und städtische An-
mindestens 16 Jahre alt sein. Im Jahre 1938 gestellte gewonnen. Diese allgemein bilden-
wird die erste Klasse für Mädchen geöffnet. den Fächer nehmen fast 75% der Unterrichts-
Der gesamten bäuerlichen Jugend wird damit stunden ein. Nach Einführung der Berufs-
eine gediegene fachliche Ausbildung, ohne schulen kann der Unterricht in den Elemen-
allzu hohe Kosten, geboten. tarfächern durch ein Mehr in der
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