Page 49 - Heft_3_2022_Biodiversität

Gartenbau und Sonderkulturen

Augustenberg die Fallen und Pheromone
zentral. In Baden-Württemberg wurden 2021 Aktuell
von den Regierungspräsidien, der Forstlichen 24.08.2022 Erstmals weiblicher Japankäfer in Baden-Württemberg gefangen
Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA), dem Nach Sichtungen von männlichen Japankäfern im Raum Freiburg ist nun erst-
Weinbauinstitut (WBI) und dem LTZ Augus- mals ein weibliches Exemplar in Baden-Württemberg entdeckt worden.
tenberg Erhebungen zu 41 Schädlingen an Wie das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Au-
760 Standorten durchgeführt. und bei Ver- gustenberg (LTZ) mitteilte, ist der Käfer in Weil
dachtsfällen die Funde bestimmt (Abb. 6). am Rhein (Landkreis Lörrach) in die Falle des
baden-württembergischen Pflanzenschutz-
Im Herbst 2021 wurde erstmals der Unions- dienstes geraten. Der Fang sei besonders
besorgniserregend, da nicht ausge-
quarantäneschädling Japankäfer Popillia japoni- schlossen werden könne, dass der Kä-
ca in einer Falle in Freiburg gefangen (Abb. 7). fer bereits Eier abgelegt hat. Der Pflan-
Im Juli 2022 ging dann erneut ein männlicher zenschutzdienst des Regierungspräsi-
Käfer in die Falle. Ein solcher Fund löst ein diums Freiburg will nun klären, ob es
sich bei dem weiblichen Käfer um ei-
Warnsystem aus. Nach Bestätigung durch das nen «blinden Passagier» handelt, der
amtliche Labor wurde, wie von der EU vor- mit dem Güter- oder Reiseverkehr nach
geschrieben, eine Ausbruchsmeldung seitens Weil am Rhein gelangt ist, oder ob sich
des LTZ Augustenberg an das Julis-Kühn- in Südbaden bereits eine Käferpopulation
Institut, der obersten Pflanzengesundheitsbe- aufgebaut hat.
hörde in Deutschland, gemacht. Dies infor- In Verdachtsfällen bittet das LTZ Augustenberg,
miert innerhalb von acht Tagen die anderen den Käfer zu fangen, einzufrieren und zu fotografie-
Mitgliedstaaten der EU. ren. Das Foto soll dann mit Angabe des Fundortes per E-Mail an
Pflanzengesundheit-kaefer@ltz.bwl.de geschickt werden.
Der Japankäfer, Popillia japonica, wurde von
der EU zusammen mit 19 anderen Schador-
ganismen als besonders gefährlicher Unions-
quarantäneschädling mit sehr hohem Schad- Große Herausforderungen durch das
potential als sogenannter prioritärer Quaran- neue Recht.
täneschädling eingestuft, und wird jedes Jahr
überwacht. Um die Fundstelle herum muss Das seit 2020 gültige neue EU-Recht stellt
entsprechend einem Notfallplan durch den sowohl die Pflanzengesundheitsdienste der
amtlichen Pflanzengesundheitsdienst des Re- Regierungspräsidien als auch die Unterneh-
gierungspräsidium Freiburg in einem Radius mer vor große Herausforderungen. Das Vor-
von 1,5 km intensiv nach weiteren Käfern sorgeprinzip verlangt immer mehr Kontrol-
gesucht werden und bei weiteren Funden len und Dokumentation. Deutlich mehr De-
müsste eine Befallszone festgelegt werden. tailvorgaben seitens der EU führen zu einem
Ein Verbot der Verbringung von Grünschnitt immer komplexeren System mit den entspre-
und Boden aus dieser Zone heraus wäre die chenden Herausforderungen bei der Umset-
Folge. Es bleibt zu hoffen, dass es sich beim zung. Für einzelne Kontrollen müssen ver-
Japankäfer in naher Zukunft immer nur um schiedene EU-Verordnungen herangezogen
einzelne, mittransportierte Exemplare han- werden, was sowohl den Schulungs- als auch
delt und eine Ansiedlung verhindert werden den Koordinierungsbedarf mit anderen Bun-
kann. Bei Fund eines prioritären Unions- desländern und EU-Staaten stark erhöht.
quarantäneschädlings muss verpflichtend die
Öffentlichkeit informiert werden. Mit einer Der administrative Aufwand wächst durch
Pressemeldung wurde direkt nach dem Fund mehr zu berücksichtigende Warenarten, zu
des Japankäfers über das Auffinden infor- registrierende und zu kontrollierende Unter-
miert und aufgerufen, verdächtige Käferfun- nehmen auch außerhalb des landwirtschaftli-
de mit einem Foto an das LTZ Augustenberg chen Umfeldes und verpflichtend durchzu-
zu melden. Bisher gingen seitdem über 80 führende Erhebungen an immer mehr Schad-
Meldungen besorgter Bürger ein. Die einge- organismen. Nicht zuletzt durch die CORO-
sendeten Fotos werden ausgewertet und bis- NA-Krise wächst jedoch auch in der
her konnte in allen Fällen Entwarnung gege- Öffentlichkeit die Erkenntnis, dass nur durch
ben werden. Generell ist es wichtig, eine brei- gezielte Vorsorge- und konsequente Bekämp- Frauke Rinke
te Öffentlichkeit für die Belange der Pflan- fungsmaßnahmen die Ausbreitung von ge- LTZ Augustenberg
zengesundheit zu sensibilisieren und so aktiv fährlichen Schadorganismen verhindert wer- Tel.: 0721 / 9468 - 457
an der Überwachung zu beteiligen. den kann.  frauke.rinke@ltz.bwl.de

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