Page 12 - Heft_3_2022_Biodiversität
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Biodiversität



































          Bilder 6, 7 und 8: Nützlinge bei der Arbeit im Kohlbestand - Links: Heimischer Siebenpunkt-Marienkäfer; Mitte: Marienkäfer Larve; Rechts: Mehrere von
          Schlupfwespen parasitierte Blattläuse (Bilder: C. Dieckhoff und Verena Griffel/LTZ)
                                   aus verschiedenen Familien nachgewiesen. Es   Abschließend ergaben die bisherigen Unter-
                                   wurden in den Blühstreifen mehr Schlupf-  suchungen, dass spezielle, maßgeschneiderte
                                   wespen und andere (Mikro-)Hymenopteren   Blühmischungen ein wichtiger Baustein sind,
                                   als in den Kohlflächen gefunden. Die Ver-  um die funktionelle Biodiversität auf land-
                                   breitung der Schlupfwespen über die Fläche   wirtschaftlichen Flächen zu erhöhen und so
                                   unterschied sich in den Kohlflächen trotz ver-  die Regulation von Schaderregern zu verbes-
                                   schiedener beprobter Abstände zum Blüh-  sern.  Die Untersuchungen  zeigten,  dass
                                   streifen kaum. Zu erwarten gewesen wäre ei-  Nützlinge durch das zusätzliche Blühangebot
                                   ne höhere Anzahl von Insekten in direkter   an und in die Kulturflächen gezogen werden.
                                   Nachbarschaft zum Blühstreifen und davon   Die Untersuchungen konnten sich bisher nur
                                   ausgehend eine graduelle Abnahme in die   auf einen Bruchteil der relevanten Nutzinsek-
                                   Fläche hinein. Verschiedene Untersuchungen   ten fokussieren. In den Versuchsjahren
                                   haben gezeigt, dass bei Kleininsekten eine   2022/2023 sind weitere Untersuchungen ge-
                                   Abnahme in der Ausbreitung in die Fläche   plant, um die Rolle weiterer Gegenspieler in
                                   hinein ab einer Entfernung von 10 – 20 m zur   dieser Kultur zu evaluieren. Auch soll in die
                                   Blühfläche zu erwarten ist. Ein Grund für die   Untersuchungen eine Kleeuntersaat mit auf-
                                   im Projekt beobachteten ähnlichen Individu-  genommen werden, um deren Wirkung auf
                                   enzahlen über die Distanz könnte die Verdrif-  die Populationsentwicklung von Erdflöhen in
                                   tung der Insekten durch den Wind in den   den Beständen zu untersuchen. Positive Wir-
                                   Bestand hinein gewesen sein.             kungen auf eine Schaderregerunterdrückung
          Dr. Christine Dieckhoff                                           mit Untersaaten, wie zum Beispiel Klee,
          LTZ-Landwirtschaftliches   Die Aktivität spezifischer Nützlinge gegen   konnten in verschiedenen Studien bereits
          Technologiezentrum       Erdflöhe ist bis dato wenig bekannt. Arten   nachgewiesen werden.
          Augustenberg             der Gattung  Tersilochus (Hymenoptera: Ich-
          Tel: 0721/9468-459       neumonidae), die auch in Deutschland ver-  Das Projekt „Nützlingsförderung mit spezi-
          Christine.Dieckhoff@ltz.  breitet ist, parasitieren Erdflöhe in verschie-  ellen Blühmischungen und deren Auswirkun-
          bwl.de                   denen Kulturen, u.a. Raps und Kohl. Es wur-  gen auf den Schädlingsbefall im Kohlanbau“
                                   den jedoch keine Individuen hiervon im Rah-  wurde 2020-2021 durch das Ministerium für
                                   men dieser Projektstudie bislang gefunden.   Ernährung, Ländlichen Raum und Verbrau-
          Verena Griffel           Wie die meisten Schlupfwespenarten sind   cherschutz im Rahmen des Sonderpro-
          LTZ-Landwirtschaftliches   auch diese Arten auf die Verfügbarkeit von   gramms zur Stärkung der biologischen Viel-
          Technologiezentrum       Nektar  als  Nahrungsquelle  angewiesen,  so   falt des Landes Baden-Württemberg und
          Augustenberg             dass Blühpflanzen hier langfristig eine wich-  wird in 2022 - 2023 durch das Ministerium
          Tel: 0721/9468-417       tige Rolle bei der Ansiedlung in und an Kul-  weiter gefördert.  
          Verena.Griffel@ltz.bwl.de  turbeständen spielen.



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