Page 13 - Heft_3_2022_Biodiversität
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Biodiversität
Charlotte Rapp
Vorzüge des Anbaus biodiverser Pflanzengesellschaften
am Beispiel Untersaaten
Das landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg in Aulendorf (LAZBW) erprobt seit 2018 auf sei-
nen Versuchsflächen des Modellbetriebs Bettenreute die Etablierung von Untersaaten in den regene-
rativ bewirtschafteten Hauptkulturen. Die Integration von Untersaaten in die Hauptkultur ist eine Mög-
lichkeit der räumlichen Anbaudiversifizierung. Gleichzeitig wird die produktive Resilienz erhöht,
Ressourcen effizienter genutzt und die Umweltverträglichkeit verbessert. Neben einigen pflanzenbau-
lichen Herausforderungen bieten Untersaaten vielfältige Vorzüge. Sie können Bodenfunktionen ver-
bessern, Stoffkreisläufe optimieren und die funktionelle Biodiversität fördern und sind daher ein we-
sentlicher Bestandteil zukunftsfähiger Anbausysteme.
Verbesserung von Bodenfunktionen Multifunktionalität und Ressourcen-
nutzungseffizienz artenreicher
Auf biochemischer Ebene erhöht der Anbau Anbaussyteme
von Pflanzengemeinschaften die Menge und
Konzentration der Wurzelausscheidungen Als Untersaaten sind Mischungen der drei
sowie deren Diversität. Dies fördert die Artengruppen Kräuter, Gräser und Legumi-
Nachlieferung und Verfügbarkeit von Nähr- nosen von Vorteil. Sie fördern die Ausbildung
stoffen. Langfristig kann durch die Zunahme vielgestaltiger Symbiosen, beispielsweise mit
der morphologischen Vielfalt und Menge der Pilzen (Mykorrhiza) oder Bakterien (Rhizobi-
Wurzelmasse die Kohlenstoffsequestrierung en). Dadurch wird die bedarfsgerechte Bereit- Bild 1: Sommergerste mit
und die organische Substanz der Böden er- stellung limitierender Pflanzennährstoffe ins- artenreicher Untersaat „Green
höht werden. Im Bereich der biologischen besondere NH 4 +, NO - und P O , durch die Carbon Fix mit Weißklee,
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Bodenfunktionen wurde beobachtet, dass symbiontische Vergrößerung der Wurzel- Phacelia, Leindotter und
Koriander
sich in Vielarten-Anbausystemen nicht nur oberfläche verbessert. Gleichzeitig können Bilder 1-5 von C. Rapp, LAZBW
die mikrobielle Diversität und Aktivität er-
höht, sondern auch die Artenzusammenset-
zung sich vermehrt in Richtung der funktio-
nellen Artengruppen (z.B. Symbiosen) ver-
schiebt. Bodenphysikalisch gesehen verbes-
sert sich über die Vergrößerung der
Durchwurzelungsräume, die vermehrte Aus-
scheidung von Polypeptiden und Polysaccha-
riden die Stabilität der Bodenaggregate, bzw.
Bodenporen (Gentsch et al., 2020).
Somit wird Verschlämmung und Erosion vor-
gebeugt und durch das erhöhte Porenvolu-
men der Wasser- und Lufthaushalt sowie die
Wasserspeicherfähigkeit des Bodens gestei-
gert. Verdichtungshorizonte werden durch
die mechanische Kraft der vielfältigen Wur-
zelsysteme beseitigt. Der Anbau von Unter-
saaten in der Hauptkultur hat langfristig das
Potential, die Bodenfruchtbarkeit zu fördern,
die Böden klimaresilienter zu machen und
den Einsatz externer Betriebsmitteln zu redu-
zieren.
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