Page 17 - Heft_3_2022_Biodiversität
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Biodiversität




































       Dr. Michael Ernst

       Biodiversität im Freilandgemüsebau




       Der Begriff „Biodiversität“ ist zu einem Schlagwort in unserer Gesellschaft geworden, dem sich auch
       der Freilandgemüsebau mit seiner intensiven Landnutzung stellen muss.Beim Anbau von Freilandge-
       müse sind die Kulturzeiten teilweise mit nur sechs Wochen, wie z.B. bei Kopfsalat, sehr kurz und mit
       intensiver Bodenbearbeitung verbunden. Freilandgemüsekulturen sollten typischerweise nicht in Blü-
       te gehen (schossen) und die Artenvielfalt ist zwar deutlich größer als im Ackerbau und bei sonstigen
       Sonderkulturen, aber eben doch nur auf Arten bzw. Hauptkulturen aus wenigen Pflanzenfamilien be-
       schränkt. Aus diesen Gründen stellt die Forderung zur Umsetzung von mehr Biodiversität im Freiland-
       gemüsebau eine besondere Herausforderung dar.



           iodiversität – gedanklich vielfach mit „Blu-  1. Erhalt und Kultur von alten/   Bild 1: Artischocken sind
       Bmenwiese“ und „Insektenvielfalt“ verknüpft   regionalen Gemüsesorten             mehrjährig und können milde
          – bezieht sich auf eine Rasterzelle und wird                                   Winter überstehen. Eine
                                                                                         Vliesabdeckung ist allerdings
          in drei Ebenen untergliedert, nämlich  Durch genetische Identifizierung (z.B. bei Fil-  anzuraten; Quelle: Dr. Michael
                                                derspitzkohl oder Hegnacher Minze), Jung-  Ernst, SfG
       1. Genetische bzw. sichtbare Variation inner-  pflanzenanzucht, Vermehrung und Demons-
       halb einer Art,                          trationsanbau werden alte und regionale Ge-
                                                müsesorten durch entsprechendes Info-Ma-
       2. Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten sowie  terial und im Rahmen des Hohenheimer
                                                Gemüsebautags den Gemüseerzeugern be-
       3. Ökosystemvielfalt (Vielfalt an ökologi-  kannt gemacht und auf das Potenzial für
       schen Nischen);                          Marketing und Vermarktung hingewiesen.
                                                Die Kulturwürdigkeit (z.B. Anbauqualität,
       Die unterschiedlichen Projekte zur Biodiver-  Mechanisierbarkeit, Ertragssicherheit, Er-
       sität an der Staatsschule für Gartenbau Stutt-  tragsniveau sowie Transport- und Lagerfähig-
       gart-Hohenheim (SfG) greifen für den Frei-  keit) spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle
       landgemüsebau Aspekte aus allen drei Ebe-  wie Verarbeitungsqualität und Geschmack.
       nen heraus.



       Landinfo 3/2022
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