Page 14 - Heft_3_2022_Biodiversität
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Biodiversität





























          Bild 2: Die linken drei Wurzelsysteme der Ackerbohne stammen aus dem konventionellen   Bild 3: Regenerativ bewirtschaftete Ackerbohnen mit
          Landbau ohne Untersaat, die rechten drei aus dem regenerativen Bewirtschaftungssystem mit   Untersaat aus Saathafer und Leindotter
          Untersaat.
                                   Verluste hochmobiler Nährstoffe reduziert   Studien belegen, dass der Anbau von Pflan-
                                   und Mangelsituationen, z.B. anhaltende Tro-  zengesellschaften mit zunehmender Arten-
                                   ckenperioden, besser abgepuffert werden. Bei   zahl von einem zunehmend artenreicheren
                                   ausreichender und rascher Bodenbedeckung   assoziierten Mikrobiom der Zersetzerge-
                                   nimmt die Untersaat eine beikrautregulieren-  meinschaft charakterisiert ist. Dies führt bei
                                   de, erosionsmindernde und wasserspeichern-  C:N-Verhältnissen  von  1:22  zu  optimierter
                                   de Funktion ein (Wagg et al., 2014).     Streuzersetzung und Nährstoffverfügbarkeit
                                                                            (Gentsch, 2022). Dies spielt nicht nur bei der
                                   Die von Untersaat und Hauptkultur in syner-  Regeneration von Nährstoffen, sondern auch
                                   gistischer Weise geschaffenen Wurzelgänge,   beim Abbau phytopathogenen Pflanzenma-
                                   Rhizodepositionen sowie das assoziierte viel-  terials eine wichtige Rolle. Ein wichtiger phy-
                                   seitige Bodenmikrobiom (wurzelbesiedelnde   tosanitärer Aspekt ist der „Verdünnungsef-
                                   oder freie symbiontische Mikroorganismen)   fekt“. Durch den Anbau von „Nichtwirts-
                                   stehen den Folgekulturen zur Verfügung   pflanzen“ verringert sich die Ausbreitungsge-
                                   (Gentsch, et al. 2020).                  schwindigkeit von Schadinsekten, sowie
                                                                            fungalen oder viralen Schaderregern (Van
                                   Der Anbau von Untersaaten diversifiziert   Bruggen et al., 2016).
                                   und erweitert nicht nur das Bodennahrungs-
                                   netz,  sondern  insgesamt  das  faunistische
                                   Nahrungsnetzwerk der Agrarökosysteme.      Praktische pflanzenbauliche Aspekte
                                   Nachweislich inkludieren diverse Spinnenar-  des Anbaus von Untersaaten
                                   ten die zusätzlichen Strukturen in ihren Netz-
                                   bau, auch kleinere Laufkäferarten nutzen die   Es gibt wenige allgemein und vor allem über-
                                   bodennahe Vegetation, bestehend aus vielge-  regional gültige Empfehlungen zur erfolgrei-
                                   staltiger Schichtung, Blattmorphologie und   chen Etablierung von Untersaaten. Aus-
                                   Mikroklimaten als Jagdrefugium (Rapp et al.,   schlaggebend sind die standortangepasste
                                   2022). Beide Tiergruppen stellen einerseits   Kultur- bzw. Sortenwahl sowie die klima- und
                                   wichtige natürliche Gegenspieler von Pflan-  bodenartangepasste Auswahl des Saatzeit-
                                   zenschädlingen dar, andererseits sind sie ein   punkts und der Saattechnik sowie die Aus-
                                   essentielles Nahrungsangebot für viele Vogel-  saatstärke.
                                   arten der Feldflur und dienen insbesondere
                                   zur Jungvogelaufzucht (Stein-Bachinger &   Es hat sich erwiesen, dass in niederschlagsär-
                                   Fuchs, 2004). Bei der Integration von kräuter-   meren Regionen auf sandigen, flachgründi-
                                   und leguminosenreichen Untersaaten profi-  gen Böden eine Verdoppelung des Reihenab-
                                   tieren viele bestäubende Insektenarten vom   stands  und eine Auswahl von  trocken-
                                   verlängerten Blühangebot, gerade im Zeit-  heitstoleranten Arten und Kulturen als An-
                                   raum nach der Rosaceen- bzw. Rapsblüte   baupartner (z.B. Hafer- & Luzerne-Gras-
                                   (NBL, 2022).                             Gemenge) zum Erfolg führen kann. Oftmals



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                                                                                                      Landinfo 3/2022
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