Page 26 - Heft_3_2022_Biodiversität
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Biodiversität
Jakob Hörl
Schafe im Weinberg -
Win-Win für Weinbau und Biodiversität
Das Praxisforschungsprojekt „Win-Win im Weinberg“ erforscht seit 2019 die Potenziale der Integration
von Schafen in den Weinbau. Welche ökologischen und ökonomischen Effekte lassen sich durch die
ganzjährige Schafbeweidung von Rebflächen erzielen? Ziel ist es neben grundlegenden Fragen kon-
krete Handlungsempfehlungen für die Praxis zu erarbeiten. Das Forscherteam um Projektkoordinator
Jakob Hörl von der Hochschule Rottenburg hält dabei selbst ca. 45 Schafe auf Versuchsflächen des
Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg (WBI) in und um Freiburg; weiterer Projektpartner ist die Albert-
Ludwig-Universität Freiburg. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württem-
berg; mit Ko-Förderungen beteiligt sind die Musella-Stiftung und die Heidehof Stiftung.
Bild 1: Winterbeweidung mit
größerer Schafsherde im Herbst
nach der Lese in der Gemeinde
Ebringen; Quelle: Jakob Hörl Schafe im Weinberg - Damals, heute, Baustein für den umweltverträglicheren Wei-
morgen nanbau der Zukunft werden.
Bis vor circa 70 Jahren waren Weidetiere in
Weinbergen relativ häufig anzutreffen. Wein- Winterbeweidung - Einbindung der
anbau damals war eine arbeitsintensive Hack- Schäferei
kultur, kleinräumigen Strukturen sorgten je-
doch für höchste Biodiversität. Im Winter Problemlos möglich ist die Beweidung von
zogen Wanderschäfer mit ihren Herden durch Rebflächen mit Schafen in Herbst- und Win-
die klimatisch begünstigten Gebiete. Da Dün- termonaten. Das Risiko einer Schädigung
ger teuer war, freuten sich Winzer über den durch die Tiere ist gering, da die Reben in
Nährstoffeintrag der Tiere. Fortschreitende Winterruhe sind. Die Wahl der Schafsrasse ist
Bei der Woche der Um- Spezialisierung und Technisierung der Betrie- ebenfalls von geringer Bedeutung. Daher
welt im Juni 2021 wur- be führte zur Anpassung der Rebflächen an können die noch existierenden größeren
den die Projektpartner die maschinelle Bearbeitung. Die Tierhaltung Schafherden von örtlichen Schäfereien invol-
von Bundespräsident wurde dort als erstes aufgegeben. viert werden. Diese kämpfen mit zunehmen-
Frank-Walter Steinmeier
eingeladen, es im Forum der Futterknappheit und freuen sich über
„Innovative Lösungen Heute untersucht das innovative Forschungs- zusätzliche Weideflächen. Angeregt durch das
für die Zukunft“ zu prä- vorhaben „Win-Win im Weinberg“ mögliche Projekt konnte diese historische Beweidungs-
sentieren. Potenziale der ganzjährigen Schafbeweidung form bereits in drei südbadischen Gemein-
von Weinbergen. Zu Beginn sorgten die Scha- den (Sexau, Ebringen, Ehrenkirchen) wieder
Beim Wettbewerb „Unse-
re Heimat und Natur“ fe im Weinberg für viel Erstaunen. Nach zum Leben erweckt werden. Der Tritt der
von Edeka Südwest wur- knapp 4 Jahren liegen jedoch fachlich fun- Tiere bewirkt eine flächige, leichte Bodenbe-
de es im Juli 2021 ausge- dierte Ergebnisse vor. Angepasst an die heu- arbeitung, welche Erosion vorbeugen kann.
zeichnet. tige Zeit und moderne Bewirtschaftung kann Das Abfressen spart 1-2 maschinelle Mulch-
diese historische Nutzungsform (wieder) ein durchgänge im Winter.
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