Page 24 - Heft_3_2022_Biodiversität
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Biodiversität
Grafik 2: Anzahl geschlüpfter Tiere, die in 2021 in den
Bodenemergenzfallen auf verschiedenen Substraten
erfasst wurden (je Substrat auf 3 x 0,36 m²-Flächen);
Quelle: LVG Heidelberg
auf spezialisierte Bestäuber, wie oligolekti-
sche Wildbienen oder auch Schmetterlings-
raupen, sollte stets ein gewisser Anteil heimi-
Grafik 1: Durchschnittlicher besonders für Wespen, Fliegen und Schweb- scher Pflanzen in Pflanzungen miteingeplant
Bestäuberzuflug der 20 am fliegen, aber auch für einige Wild- und Honig- werden. Dabei können auch einheimische
meisten beflogenen Pflanzen aller bienen attraktiv. Da diese Art jedoch vom Pflanzen mit geringen Beflugswerten für ein-
Projektflächen über die Jahre
2020 und 2021. Einheimische BfN als invasiv und somit als ökologisch pro- zelne Bestäuber oder auch herbivore Insekten
Arten sind mit h gekennzeichnet; blematisch eingestuft ist, sollte auf deren Ver- relevant und somit ökologisch wertvoll sein.
Quelle: LVG Heidelberg
wendung verzichtet werden. Mit Blick auf Bei nicht-heimischen Pflanzen bedarf es ge-
Wildbienen zeigten sich besonders die Fri- zielter Untersuchungen, um den Wert für die
karts-Aster (Aster frikartii), die Storchschna- heimische Insektenfauna festzustellen. Unter
belsorte Geranium ‚Rozanne‘ sowie der Sal- www.lvg-sortenfinder.de sind bereits Bestäu-
bei Salvia officinalis und der Große Ehrenpreis berzuflugswerte zu Zierpflanzen einsehbar
Veronica teucrium als attraktiv. Insgesamt fin- (selektierbar durch Klick auf das Bienensym-
den sich unter diesen für Bestäuber attrakti- bol). Die Veröffentlichung der neueren Zu-
ven Pflanzen sowohl heimische als auch flugsergebnisse in der separaten Online-Da-
nicht-heimische Arten. Gerade für polylekti- tenbank LVG-Zuflugsfinder ist aktuell in
sche, also generalistische Bestäuberarten, Bearbeitung.
können auch nicht-heimische Pflanzen
durchaus sehr attraktiv sein, wie hier die Bei-
spiele der Aster frikartii und der Geranium- Bodennisthabitate für Bestäuber
Sorte ‚Rozanne‘ zeigen. Eine mögliche Erklä-
rung kann in der großen Ähnlichkeit dieser Viele Insekten, darunter ca. 70 % unserer hei-
Blüten zu einigen heimischen Verwandten mischen Wildbienen, benötigen offenen Bo-
liegen: So gleicht die Geranium-Sorte ‚Rozan- den, um dort ihre Nester anzulegen. Im Sied-
ne‘ vom Blütenaufbau stark unserem heimi- lungsraum ist offener Boden aber oftmals rar
Bild 3: Bodenemergenzfallen im schen Wiesen-Storchschnabel ebenso wie die oder stark verdichtet und erschwert den Tie-
Einsatz, um die schlüpfenden
Insekten auf verschiedenen Frikarts-Aster unseren heimischen Astera- ren den Zugang zu Nistressourcen. Auch eine
Substraten zu erfassen; Quelle: ceae. Jedoch sollte hierbei bedacht werden, räumliche Nähe zwischen Nahrungs- und
LVG Heidelberg
dass die Zuflugsdaten rein quantitativ zu be- Nistplatz ist gerade für Insekten mit geringen
trachten Flugradien von Bedeutung. Um hier konkrete
sind und kei- Empfehlungen zur Anlage von Bodennist-
ne Aussage strukturen zu erarbeiten, wurden Versuchs-
über die be- felder von 0,5 Metern Tiefe und einer Fläche
suchenden von 1,2 auf 1,2 Metern mit drei verschiede-
Bestäuber- nen Substraten angelegt: Handelsüblicher
arten zulas- Estrichsand (0/8 Körnung) einmal mit und
sen. Gerade einmal ohne Trockenmauerstufe, ungewa-
mit Blick schener Sand (0/4 Körnung) sowie lehmhal-
tiger Mutterboden. Die Anlage erfolgte im
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