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Biodiversität
Sommerbeweidung – Vorteile für den
Weinbau
Für Winzer:innen interessanter ist jedoch die
Beweidung während der Vegetationszeit.
Rebblätter werden von den Schafen gerne ge-
fressen. Die jungen, grünen Beeren sind in
den Monaten Juni bis August allerdings hart
und sauer und werden von den Schafen ver-
schmäht. Dieses Phänomen wird bei der ge-
zielten Entblätterung der Traubenzone ge-
nutzt, um überzählige Blätter um die Trauben zu einer geringeren Blütenhäufigkeit führt, da Abbildung 2: Bildunterschrift:
Schaf der Rasse Ouessant, auch
zu fressen. Es entsteht ein besseres Mikrokli- Schafe die Blüten fressen, aber nicht zu gerin- Bretonisches Zwergschaf genannt,
ma und kommt zu weniger Pilzbefall. Ent- gerer Bienenhäufigkeit und –vielfalt. Zurück- beim Abfressen der Blätter um die
scheidend für die erfolgreiche Sommerbewei- zuführen ist das vermutlich auf die Schaffung unreifen Trauben; Quelle: Jakob
Hörl
dung ist die Wahl der geeigneten Schafsrasse, von neuen Habitatstrukturen. Feldgrillenar-
damit diese bis max. 1,20 m in die Laubwand ten profitieren ebenfalls von der Beweidung.
frisst. Die Untersuchung von ca. 30 derzeit in Langfristige Effekte, wie erhöhte Humusbil-
europäischen Weinbergen eingesetzten dung, Speicherung von Kohlenstoff sowie
Schafsrassen ergab, dass sich nur drei (Sh- höhere Wasserspeicherfähigkeit im Boden,
ropshire, Ouessant und Southdown) als emp- sind mit dem Fortschreiten der Beweidung zu
fehlenswert erweisen. Alle anderen Rassen erwarten.
besitzen die Fähigkeit zum Zweibeinstand
und fressen damit zu hoch und unkontrollier-
bar. Großes Interesse am Projekt und
Vermarktungspotenzial
Beispielhaft benötigte die Traubenzonenent-
blätterung einer 0,5 ha Versuchsfläche mit 15 Derzeit nehmen die praktizierenden Bild 3: Jakob Hörl und Dr. Nicolas
Shropshire Schafen 11 Tage und einen zeitli- Winzer:innen den zusätzlichen Aufwand aus Schoof bei der Entgegennahme
chen Arbeitsaufwand von 41 AKh/ha. Für eigener Überzeugung und hoher Motivation des Ursula Hudson Preises von
Slow Food. Quelle: Marion Hunger
die herkömmliche Entblätterung von Hand auf sich. Viele versprechen sich durch den
waren auf einer angrenzenden Vergleichsflä- Einsatz von Schafen interessante Möglichkei-
che 50 AKh/ha notwendig und kostete ca. ten für die Vermarktung ihres Weins und sind
600 €/ha. Bemerkenswert ist, dass die Schafe von der positiven Wirkung auf die Rebflä-
nebenbei weitere weinbauliche Arbeitsschrit- chen überzeugt. Auch im Projekt wurde ei-
te durchführten: Abfressen der Begleitvegeta- gens ein „Schafswein“ angefertigt, dessen
tion, Entfernung von unerwünschten Stock- Verkaufstest zeigte, dass Kundinnen und
ausschlägen und leichte Bodenpflege im Un- Kunden bereit waren durchschnittlich 20%
terstockbereich. Für diese Arbeitsschritte mehr für einen Wein, welcher durch Mitwir-
fielen auf den Vergleichsflächen weitere 35 ken von Schafen erzeugt wurde, zu bezahlen.
AKh/ha an. Zusätzlich wurden durch die
Schafe wertvolle Mikrohabitate in Form von Im Juni 2022 gewann die Projektgruppe den
Dunghaufen und Offenbodenstellen geschaf- Ursula Hudson Preis von Slow Food Deutsch-
fen. land e.V. und wurde aus rund 80 Einreichun-
gen ausgewählt. Der Preis ehrt Menschen für
ihren erfolgreichen Beitrag zur Transformati-
Vorteile für Ökologie und Biodiversi- on unseres Ernährungssystems.
tät im Weinberg
Für die weitere Verbreitung der Schafbewei-
Wiederkäuer stärken ökologische Prozesse, dung im Weinbau, samt den skizzierten öko-
die von Mensch oder Maschine nur schwer logischen Vorteilen, ist zukünftig die Ausge-
substituierbar sind. So konnten nach nur 2 staltung von passenden agrarpolitischen För- Jakob Hörl
Jahren auf den Versuchsflächen über 20 un- derinstrumenten notwendig. Damit kann die Projektmanager
terschiedliche Dungkäferarten identifiziert Schafbeweidung von Rebflächen (wieder) ein Win-Win im Weinberg
werden; 6 davon auf der Roten Liste. Die ökologisch zielführender Baustein für eine Hochschule Rottenburg
Untersuchung von Wildbienenarten an Früh- zukunftsweisende Bewirtschaftung von Tel.: 0761 / 40165-1204
jahrsblühern zeigte, dass die Beweidung zwar Weinbergen werden. hoerl@hs-rottenburg.de
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